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Recension infernale

5. Juni 2013

Die Jungs lesen lieber digital.

Die Jungs lesen lieber digital.

So schnell kann’s gehen, etwa 50-60 Seiten pro Stunde (das hat Elke Heidenreich neulich bei Giacobbo/Müller auch als Lesetempo angegeben) und schon ist das Buch wieder durchgelesen. Vor allem hatte ich die digitale Version von Dan Browns neuem Buch schon durchgelesen, bevor die gedruckte in der Post war. Zum Schreibstil und der Spannung gibt’s nicht viel zu sagen, das ist beides sehr gut, wie von Dan Brown halt gewohnt. Und logisch, wenn sich das in den Verkaufszahlen rentiert, macht er das eben bei jedem weiteren Buch genauso wie vorher. Aufgrund der 100 Kapitel sind es aber auch gefühlt mindestens 99 cliffhanger (einer am Ende jedes Kapitels) und das geht mir dann bei dem Lesetempo doch etwas auf den Zeiger.

Inhaltlich (Achtung: Spoiler) dreht sich der weltbewegende Spannungsbogen um die Frage, wie wir die Erde retten. Ziemlich ketzerisch, aber aus rationaler Sicht vollkommen logisch, setzt der Antagonist in Inferno bei dem Gedanken an, dass das grösste Problem die stetig (exponentiell) wachsende Bevölkerung ist und der damit ebenso ansteigende Ressourcenverbrauch. Statt an den Symptomen herumzudoktern, entwickelt er durch genetisches Engineering ein Virus, das sich weltweit verbreitet und einen Grossteil der Menschheit unfruchtbar macht. Robert Langdon, der Protagonist, muss dann wieder viele Rätsel lösen (u.a. in Florenz, Venedig und Istanbul), bis er der Virusfreisetzung noch zuvorzukommen vermeint, um dann aber festzustellen, dass alles schon zu spät ist. Die Details der ganzen Handlung sind, wie gesagt, sehr spannend geschrieben, aber insbesondere die Kernthese ist völlig logisch, aber mit derzeitiger ethischer Verantwortung überhaupt nicht zu vereinbaren, und diese Widersprüche werden auch bestens im Buch herausgearbeitet. Als häufiges Beispiel werden unter anderem die weltweiten Pestepidemien herangezogen, die zwar kurzfristig natürlich verheerend waren, aber das Bevölkerungswachstum für eine Weile gedämpft haben. Im Prinzip sind für die Reduktion der Menschheit auf eine erträgliche Anzahl ja auch Weltkriege eine passende Möglichkeit, aber im Buch geht’s eher darum, wie man so eine Reduktion deutlich humaner gestalten könnte, um langfristig das Überleben der Menschheit in der Gesamtheit zu sichern.

Ich kann das Buch also uneingeschränkt empfehlen. Es lohnt sich sicher auch, vorher von Dante die Göttliche Komödie zu lesen und sich die beschriebenen Schauplätze in Florenz oder Venedig anzuschauen. Für The Lost Symbol (unpassender deutscher Titel: Illuminati) konnte ich die Spielplätze in Washington D.C. immerhin nachvollziehen. Für The Da Vinci Code (ebenfalls unpassender deutscher Titel: Sakrileg) kann ich das zumindest für Paris teilweise. Insbesondere in Florenz werden jetzt wohl Bustouren kreiert werden, die die Schauplätze des Romans zeigen, so wie das z.B. für Paris schon lange gang und gäbe ist. Das Buch ist auch noch ein klitzekleiner Grund mehr, als nächste Fremdsprache Italienisch zu lernen, weil schon recht viel italienische Texte (mit gleichzeitiger Übersetzung) verwendet werden. Immerhin kann ich nach fast einem Jahr Französischkurs jetzt (erstmals) halbwegs problemlos Fernsehserien oder Nachrichten verfolgen und es macht Spass, dran zu bleiben.

From → Kulturelles

2 Kommentare
  1. Annette Ruß permalink

    Aha, die Jungs lesen also auch lieber in Originalsprache.
    Hast du Elke Heidenreich (ich mag sie sehr) direkt erlebt oder nur im „TV“?
    Gruß Mutti

    • Die Jungs haben sich neulich sogar die französische Asterix-Version rausgekramt, aber so ganz verstanden haben sie die nicht.

      Elke Heidenreich hab ich nur im Fernsehn bei Giacobbo/Müller gesehen, bei einer der Sendungen, wo ich nicht im Studio war.

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